MORITZOTTO: CHAOT UND TEILZEIT-MINIMALIST

MORITZOTTO: CHAOT UND TEILZEIT-MINIMALIST

July 10, 2024Lorenz Hartmann

 

Instagram scheint für ihn eigentlich fast Geschichte zu sein – “ich nehme das nicht wirklich ernst”, ist das erste überraschende Bekenntnis von Moritz – “täglich verbringe ich fünf Minuten mit der App.” Wow, wer hätte das gedacht von einem Account mit über 40k followern? Zugegebenermaßen sind die Likezahlen niedrig – im Büro kursieren deswegen im Vorfeld des Interviews Manipulationsvorwürfe. Trifft man dann aber den wirklich geerdeten Moritz löst sich das alles in Luft auf. Er ist seit 2010 auf Instagram – angeregt damals von einem Agenturkollegen – und landete den ersten Treffer mit einem ganz untypischen Alexanderplatz-Bild. Ein paar Typen rennen lässig übers Pflaster, einer mit einer Gitarre in der Hand – der Schnappschuss in Schwarz-Weiß ist vollkommen – und sollte als Plattencover enden, irgendwann.

 

 

Mit seinem Account experimentierte Moritz dann, mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiß. Es ist größtenteils starke street photoghraphy unter den Aufnahmen, viele spontane Schnappschüsse, die ein geübtes Auge voraussetzen. Und so ist es dann auch. Moritz ist eigentlich mit der Kamera in der Hand aufgewachsen – ganz natürlich, wenn der Vater auch Fotograf ist. In der ersten Zeit von Instagram in Deutschland wurde er gleich 2x gefeatured und der Speck dieser Boosts ist heute noch da – egaler könnte es dem Fotografen nicht sein.

 

 

 

 

Als Designstudent in Aachen experimentierte er schon in den frühen 2000er Jahren mit der Handykamera seines Sony Smartphones – und stellte 2004 seine groß aufgezogenen Aufnahmen von Telefonboxen und ein Jahr später Aufnahmen aus, die beim Hochwerfen des Handys in die Luft entstanden waren. Die Experimentierfreude hatte ihn auch schon 2010 mit eyeEM zusammengebracht, auf deren Blog er gecovert wurde, bevor die App überhaupt existierte. Es scheint, als sei er der Zeit immer einen Schritt voraus.

Inzwischen lebt der Webdesigner mit seiner Familie in Zehlendorf in einer romantischen Remise. Seine Karte mit Pickmotion zeigt das friedliche Setting – darauf der Kater ‘Autobahn’ in Rückenansicht wie er in den Sonnenuntergang blinzelt. Er wurde von London nach Berlin verpflanzt – und seine Kraftwerk-Schwester Komet nach Paris. Moritz hat hier einen Schuppen, wo er Möbel für seinen Sohn baut und das Chaos walten darf. Denn auch wenn die Fotos oft Konzentration und Fokus ausdrücken – “Ich liebe es, chaotisch zu sein – und bin nur Teilzeit-Minimalist.”

Moritz’ Lieblings-Igers:
@knurrt
@josetoro.0
@insecthaus_adi

More articles