Es ist einer dieser frostigen Tage in Berlin – und wir sitzen in der sonnigen Ecke eines Cafés und unterhalten uns über die interessantesten Kühlschränke, die Sandra bisher fotografiert hat. Da war dieser Kühlschrank in London mit einem Handtuch drin. Ein glutenfreier Kühlschrank in Frankreich. Mit Tupperware vollgestopfte Kühlschränke älterer Damen. Der Kühlschrank eines Mönches voll mit in Plastik verpacktem Gemüse. Eingemachtes Gemüse und kalte Pommes zum Frühstück in der Türkei. Der Kühlschrank unserer Kollegin Christiane (auf dem Cover)…
Man gewinnt einen Eindruck, welche Einblicke ein Kühlschrank in gewisse Lebensstile, Essgewohnheiten, soziale Klasse, Geschlecht, nationale Unterschiede geben kann. Und Sandra gibt zu, dass das Projekt, welches als Abschlussarbeit an der Foto-Schule begann, inzwischen einerseits zur Sucht geworden ist und sich andererseits zu einer umfangreichen soziologischen Studie entwickelt hat. Zu Beginn gab es Zweifel: “Möglicherweise hat schon vor mir jemand Bilder von Kühlschränken gemacht, nichts ist neu in dieser Welt, aber mein Lehrer hat gesagt – Ok, dann mache es eben besser!”
Sandra ist eine begabte Produktfotografin mit einer konzeptuellen Herangehensweise. “Show me your fridge (Zeig’ mir deinen Kühlschrank)” stellt ein Porträt des Kühlschrankes und ein Porträt der Person in der Wohnumgebung nebeneinander. Sie nutzt Blitzlicht, um für alle Kühlschränke der Serie die gleiche Lichtsituation herzustellen, beschneidet die Ränder und gibt damit die Größe des Kühlschrankes selbst wider. “Eines Tages würde ich gerne ein Buch aus der Serie machen.”
Zu Beginn hatte sie eine Sammlung deutscher Kühlschränke und dann wurden durchs Reisen Kühlschränke aus London, Paris, der Türkei und Südafrika hinzugefügt. Auf Südafrika angesprochen, stellt sich heraus, dass ein Teil von Sandras Familie in Pretoria lebt und dass sie während ihres Aufenthaltes in Kapstadt, trotz der Größe der Stadt, ein gewisses Kleinstadtgefühl genoss.
Ein erfrischender Fakt aus Sandras Lebenslauf: Sie hat in ihrem Leben nie zuvor fotografiert als ihre Mutter ihr riet Fotografie als Beruf zu wählen und sie sich eine erste Kamera für die Foto-Schule anschaffte. Zurzeit arbeitet Sie darauf hin, eine Freelancerin für visuelle Konzepte und Produktfotografie zu werden, möchte aber gleichzeitig gerne ihre eigenen Ideen weiterverfolgen. Auf die Frage “Was ist das Geheimnis guter Produktfotografie?” antwortet sie amüsiert: “Es muss gut aussehen.”