Du hast es immer abgelehnt, dich Fotograf zu nennen – jetzt präsentierst du aktuell deine zweite Fotoausstellung… Lehnt Konrad Langer das Label Fotograf immer noch ab?
Was meine Ausstellung betrifft, kann man sicher von Fotografie sprechen. Ich selbst tue mich mit diesem Label Fotograf, wie du es nennst, tatsächlich immer noch schwer.
Ich glaube dass du es in der mobile photography zu einer bewundernswerten Meisterschaft gebracht hast und jeder auf deinem Stream regelrecht studieren kann, wie man mit einfachen Mitteln einen fotografischen Reiz schafft. Welcher Trick funktioniert immer?
Fleißig sein funktioniert immer. Neue Orte finden, Ideen entwickeln und umsetzen auch. Natürlich gibt es Motive, die von sich aus gut auf Instagram laufen, entweder weil sie grafisch ansprechend sind, positive Assoziationen auslösen oder Überraschungsmomente enthalten aber diese findet man in Vielzahl auch nicht auf Knopfdruck.
Bis auf wenige Ausnahmen ist dein Stream sehr urban. Du zeigst die Leere, den Einzelnen umgeben von Architektur und Muster des modernen Wohnungsbaus. Was fasziniert dich am Thema Stadt – kompositorisch und inhaltlich? Und glaubst du, dass du damit den Zeitgeist triffst?
Hehe, ich bin meistens schon froh, wenn ich überhaupt irgendeinen Geist treffe. Ganz im Ernst, es gibt soviel, was mich daran reizt. Die Gegensätze, die Überraschungen, die Spuren der Geschichte, also genau die Orte, an denen Stadt greifbar wird. Große moderne Siedlungen faszinieren mich aufgrund ihrer Visualität aber auch aus dem Gefühl der Melancholie, das sie häufig umgibt. Je urbaner und undurchdringbarer eine Stadt erscheint, desto spannender finde ich sie fotografisch.
Für manche Fotografen mag eine Stadt die Ansammlung von Sehenswürdigkeiten sein – was ist sie für dich?
Ein Bewusstseinszustand. Ein Ort der Gegensätze. Ein Spielplatz.
Welche Kriterien muss ein Spot erfüllen, um von dir fotografiert zu werden?
Ich mag Orte, die eine Struktur haben. Diese kann zum Beispiel durch Architektur aber auch durch Kontraste von Licht und Schatten, Muster aus der Vogelperspektive oder negativen Raum gegeben sein. Überraschung ist ein weiteres Kriterium oder wenn es gelingen kann den Kontext zu entfremden und bewusst eine Illusion zu erzeugen.
Du reist auch hauptsächlich in Städte – ich glaube Hongkong hat dich sehr beeindruckt und du hast damals tolle Bilder mitgebracht – wie bereitest du dich auf deine Reisen vor? Hast du vorher schon einen Plan ausgearbeitet oder lässt du dich treiben? Welche Rolle spielen die ortsansässigen Igers?
Ich reise wirklich gern in Städte, auch durch Instagram hat es schon das eine oder andere Ziel auf meine Liste geschafft. Wenn es perfekt läuft, habe ich keine Verpflichtungen und den ganzen Tag Zeit zum Erkunden. Meistens plane ich einen groben Rahmen an Orten, die ich sehen möchte und schaue, wo es mir gefällt. Gerade wenn ich das erste Mal in einer Stadt bin, mag ich es, einfach allein durch die Gegend zu laufen. Dann bin ich am produktivsten und neugierigsten. Instagrammer vor Ort treffen findet natürlich auch statt. Dadurch sind schon viele tolle Kontakte und Erinnerungen entstanden. Ich bin dieser Community wirklich sehr dankbar.
Berlin ist deine Homebase. Was würdest du Freunden hier zeigen, was sind deine #hiddenplaces?
Sowas ergibt sich bei mir eigentlich immer spontan. Ich habe kein wirklich festes Programm für Freunde, die zu Besuch kommen. Viele kennen Berlin auch selbst schon recht gut.
Was sind deine Pläne für 2016?
Auf jeden Fall sind wieder einige Reisen geplant und darüber hinaus arbeite ich daran, dass ich mich innerhalb meiner Interessen und Fähigkeiten weiterentwickle.
Mobile Photography, hast du mir mal erzählt, reize dich gerade wegen ihrer Beschränktheit. Nichts lenkt davon ab, ein gutes Foto zu komponieren – reizt es dich nicht trotzdem, irgendwann auf eine Profikamera umzusteigen?
Ehrlich gesagt ist dieser Reiz nicht nur ein Reiz, sondern wird ab einem bestimmten Punkt auch zur Notwendigkeit, möchte man sich in Gebiet der Fotografie weiterentwickeln. Das kann sicher jeder bestätigen, der diesen Schritt irgendwann gemacht hat. Trotzdem mag ich die Optik vieler Handykameras und habe meine Bildsprache sehr stark an deren technische Voraussetzungen angepasst. Es macht mir Spaß das Beste aus meinen Smartphone-Fotos rauszuholen und manch einen sogar damit zu überraschen. Mein persönlicher Instagram Account ist also nach wie vor mobile only.