Bevor wir euch mit den Lieblingsausdrücken unser Teammitglieder und den Momenten, in welchen sie in ihre Muttersprache verfallen, belustigen, gibt es erstmal ein paar Hintergrundinformationen zu diesem „Feiertag“.
Was ist überhaupt eine Muttersprache?
Als Muttersprache wird in der Regel die erste erlernte Sprache bezeichnet. Sie muss nicht unbedingt mit der Herkunft korrelieren, sondern kann eine Sprache sein, mit der man sich identifiziert oder die man am häufigsten verwendet. Sie kann sich mit den Lebensumständen verändern, so dass die zuerst gelernte Sprache als Muttersprache nicht mehr unbedingt genutzt wird. Kinder, die in mehrsprachigen Familien aufwachsen, entwickeln oft zwei oder auch drei Sprachen, die sie als Muttersprachen nutzen.
Warum ist der Tag der Muttersprache überhaupt von Bedeutung?
Sprachliche Vielfalt ist eine Schlüsselkomponente für den Aufbau und den Erhalt von integrativen, offenen und vielfältigen Gesellschaften, denn durch Sprachen werden Informationen und Wissen vermittelt und die Entwicklung gefördert.
Heute sind aber über 50 Prozent der weltweit etwa 6700 gesprochenen Sprachen vom Verschwinden bedroht. Im Schnitt geht alle zwei Wochen eine Sprache verloren und damit auch ein Stück kulturelles und intellektuelles Erbe. Besonders interessant ist, dass viele Sprachen im heute so wichtigen Internet noch gar nicht präsent sind. Außerdem soll mit diesem Tag auch die Aufmerksamkeit auf Minderheitensprachen mit weniger als 10.000 Sprechern gelenkt werden. Oft ist es so, dass diese Sprachen nicht mehr an nachfolgende Generationen weitergegeben werden und deshalb in Vergessenheit geraten. Besonders schade ist auch, dass viele Sprachen mit weniger als 100 Sprechern noch nicht einmal erfasst oder dokumentiert sind.
Hintergrund
Historisch nimmt der Internationale Tag der Muttersprache Bezug auf den 21. Februar 1952. Damals protestierte die Bevölkerung der pakistanischen Provinz Bengalen gegen die Einführung von Urdu als Amtssprache. Das in der Bevölkerung weit verbreitete Bengali sollte hingegen zurückgedrängt werden. Fast 20 Jahre später wurde Ost-Bengalen als Bangladesch unabhängig und führte Bengali als Amtssprache ein.
Jetzt aber zu den unterschiedlichen Muttersprachen in unserem Team.
Adi – Hebräisch
Es gibt ein Wort auf Hebräisch, das in allen anderen Sprachen, die ich kenne, wirklich fehlt.
Das Wort „Titchadesh„. Die wörtliche Übersetzung ist „Sei neu“, aber es ist eigentlich ein Wort, das man sagst, um jemandem zu gratulieren, der etwas Neues in seinem Leben hat. Es passt zu den meisten Situationen und das Beste an dem Wort ist, dass es völlig neutral ist!
Beispiel: jemand hat einen neuen Haarschnitt, Schuhe, Haus, Tattoo, Haustier. Wenn man zu jemandes neuem Haarschnitt „Titchadesh“ sagt,
gratuliert man einfach nur zu dem neuen Haarschnitt, ohne eine Meinung dazu zu äußern. Man kann für sich selbst denken, dass er schrecklich aussieht, aber immer noch „Titchadesh“ sagen.
Ich greife auf meine Muttersprache zurück, wenn ich mit meiner Katze spreche oder wenn ich irgendwie abgelenkt bin, z.B. wenn ich einen Film schaue, kann es passieren, dass ich etwas auf Hebräisch sage (es ist mehrmals passiert, dass ich mit meinem Freund Hebräisch gesprochen habe und mir nicht klar war, warum er nicht reagiert).
Mir wurde auch gesagt, dass ich im Schlaf spreche, anscheinend auf Hebräisch.
Maria – Portugiesisch
Wie bei jeder anderen Sprache haben wir auf Portugiesisch viele Ausdrücke, die ihre wahre Bedeutung verlieren (und sogar sehr lustig werden!), wenn sie in eine andere Sprache übersetzt werden. Einige Beispiele, wörtlich übersetzt ins Deutsche:
TIRA O CAVALINHO DA CHUVA! – „Nimm dein kleines Pferd aus dem Regen!“ (macht keinen Sinn, oder?!) – es bedeutet: „Wage es nicht, das zu tun!“
ESTAR COM OS AZEITES – „Mit den Olivenölen zusammen sein“ – es bedeutet „schlecht gelaunt, wütend, gereizt sein“
Obwohl ich zu Hause jeden Tag mit meiner Familie Portugiesisch spreche, gestehe ich, dass ich immer gerne ein bisschen mehr rede, wenn ich Portugiesen auf der Straße, in Konzerten, Cafés oder in öffentlichen Verkehrsmitteln treffe. Oft auch mit jemandem, der kein Portugiesisch spricht, aber daran interessiert ist, mehr über meine Sprache, mein Land, über Musik, Kino und unsere Kultur zu erfahren.
Marta – Slowakisch
Mein Lieblingssatz/-ausdruck: „Dvakrát meraj a raz rež.“ In Deutsch eins zu eins übersetzt: „Messe zweimal und schneide einmal.“
Die Bedeutung ist, dass man zweimal überlegen sollte, bevor man etwas tut/sagt.
Ich träume auf Slowakisch und fluche in Polnisch. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil Polnisch für mich wie meine zweite Muttersprache ist.
Valentina – Deutsch/Irisch
Ich bin zweisprachig aufgewachsen und ich liebe den irischen Satz: „The craic was 90!“ Es bedeutet, dass es wirklich Spaß gemacht hat und bezieht sich normalerweise auf einen Abend oder ähnliches. 90 bringt mich zum Lächeln, da es anscheinend 10% Raum für mögliche Verbesserungen des „Spaßbarometers“ gegeben haben könnte.
Normalerweise greife ich auf das Englische oder Irische zurück, wenn der gesuchte Begriff im Deutschen einfach nicht existiert oder wenn es so etwas wie ein regionaler Dialekt ist, der in dem Kontext oder der Geschichte sinnvoll ist zu erwähnen.
Kamila – Polnisch
Alle meine Lieblings-Ausdrücke kann man glücklicherweise auch auf Deutsch übersetzen. Aber es gibt ein Sprichwort, welches mir besonders gut gefällt:
Pospiech jest zlym doradca. Übersetzt bedeutet dies: Der Eile ist ein schlechter Ratgeber (denn Fehler entstehen fast immer durch Eile oder durch Eile trifft man auch ganz oft falsche Entscheidungen).
Ich verfalle immer dann in meine Muttersprache zurück, wenn ich etwas schnell zählen muss.
Eszter – Ungarisch
Ungarisch ist eine sehr reiche Sprache. Wir haben viele, viele Wörter und Ausdrücke mit unterschiedlichen Abstufungen, um dasselbe zu sagen. Aber für mich ist das schönste Wort édesanya – Mutter. Auf Ungarisch ist es ein zusammengesetztes Wort. Wenn ich es ins Deutsche übersetze, bedeutet es wörtlich süße/liebe Mutter: édes=süß,lieb + anya=Mutter
Ich spreche meistens Ungarisch, wenn ich mit meiner Familie oder ungarischen Freunden in Kontakt stehe. Eine lustige Tatsache ist, dass mein Mann und ich meine Muttersprache als unsere gemeinsame Sprache verwenden, obwohl er Schweizer und seine Muttersprache Schweizerdeutsch ist. Er hat aber 10 Jahre in Ungarn gelebt und lernte diese sehr schwierige Sprache. Ein anderer Moment, in welchem ich meine Muttersprache verwende, ist, wenn mit meinem Inneren „rede“.
Anna – Österreichisch
Ich habe da so einige Sprüche auf Lager. Hier mal eine kleine Auswahl meiner Lieblinge:
Bock mas Fadl bei de Haxn und haun ma si über d’heisa ist wortwörtlich: Packen wir das Ferkel bei den Füßen und werfen wir uns über die Häuser und bedeutet „Lass uns aufbrechen (und zB nach Hause gehen).“
Schaun ma moi, daun seng ma schau ist wortwörtlich: Schauen wir mal, dann sehen wir schon und bedeutet „Wir werden sehen was die Zeit bringt.“
Do hauts da de Zepferl um d’Eawaschl! ist wortwörtlich: Da haut es dir die Zöpfe um die Ohren und bedeutet: „Das ist ja nicht zu fassen!“
In meinen geliebten „Bauerndialekt“ verfalle ich vor allem, wenn ich fluche bzw. mich über etwas ärgern muss oder wenn ich komplizierte Vorgänge beschreiben soll und mir dafür die hochdeutschen Worte fehlen. Auch nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag oder wenn ich gestresst bin, passiert es mir öfters, dass ich ins Österreichische switche. In den meisten Fällen jedoch wird mir erst im Nachhinein bewusst, dass ich meinen österreichischen Fachjargon verwende. Vor allem die verwirrten und oft amüsierten Blicke und Reaktionen meines Gegenübers geben mir dann zu verstehen, dass mein deutscher Gesprächspartner kein Wort von dem verstanden hat.
Was ist eure Muttersprache und euer Lieblingsausdruck und in welchen Momenten des Alltäglichen verfallt ihr zurück in eure Muttersprache? Schreibt uns einen Kommentar und bringt uns zum Schmunzeln!“