„Stoff-Junkie, Feministin und Globetrotter“ – wer kann das schon von sich sagen? Hast du diese Beschreibung in deinem Instagram-Profil nach Wichtigkeit geordnet?
Wenn diese Atrribute wirklich nach Wichtigkeit gerankt wären, hieße es: Feministin, Globetrotter und Stoff-Junkie – aber da es mein professioneller Account für Textilkunst ist, habe ich den Stoff-Junkie vornangestellt. Es steckt so viel Wert in Kunst, und ich habe eine kleine Schwäche für schöne, gemusterte Textilien obwohl meine Priorität der Feminismus ist. Für mich bewahrheitet sich das alte Sprichwort vom Politischen des Privaten – und das ist eine der Grundfesten meiner Arbeit.
Wie reist du am liebsten?
Budget! Ich habe schon immer Backpacking und Camping geliebt – es verbindet dich mit Menschen und Erfahrungen, die man anders niemals machen würde. Einige der unvergesslichsten Reiseerlebnisse habe ich aus Indien 2010, nachts bin ich mit dem Zug gereist und geschlafen habe ich hier und dort. Die Freundschaften, die ich dort vor sechs Jahren geschlossen habe, sind noch immer die wichtigsten meines Lebens.
Die nächste Frage muss ich einfach stellen: Kann Handstickerei als traditionelles Frauenmetier eine feministische Botschaft haben?
Sie kann und sie muss. Ein traditionelles Frauenhandwerk mit feministischen Botschaften zu verweben ist subversiv. Damit wird ein Raum geschaffen, wo Weiblichkeit und Widerstand sich treffen.
Was inspiriert dich?
Ich bin immer am meisten inspiriert, wenn ich eine feministische Arbeit sticke. Manchmal reicht ein kurzer Blick auf eine Passage von Bell Hooks oder Ivan Coyote oder Dean Spade um mich inspiriert zu fühlen. Oft regt mich auch die unglaubliche feministische Arbeit von zahlreichen Organisationen an. Manchmal Dokumentationen oder sogar Tweets. „Riots not Diets“, „Fuck your Gender Norms“ und „Feminist as Fuck“ sind seit meinem Studium Oden in meinen Ohren.
Ist die Arbeit mit Nadel und Faden eine Familientradition oder wie hat das für dich angefangen?
Nein gar nicht, ich komme nicht aus einer kreativen Familie. Meine Liebe zum Faden begann 1999 als eine Freundin meiner Mutter mir ein Buch mit Stichmustern schenkte. Der Rest ist Geschichte.
Wo wohnst du und wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Ich lebe in Calgary, Canada. Mein Arbeitsplatz ist ein kleiner Schreibtisch, der oszilliert zwischen extremer Ordnung und komplettem Chaos, so zugedeckt mit Fäden, dass man kaum einen Schreibtisch darunter vermutet. Er steht an einem großen Fenster, das sich zu den Hügeln und Wolken öffnet. Dort kann ich in Ruhe sticken.
Ich muss zugeben, am meisten mag ich deine gestickten Fucks Welche anderen Strategien hast du, um neues Leben in die Welt der Stickereien zu hauchen?
Ich liebe es zu überraschen, zu schimpfen und die Leute zur Debatte oder zum Nachdenken herauszufordern. Ich glaube viele Menschen reagieren auf den Fuck, weil sich hier das Obszöne mit dem Zarten und Schönen paart. Ich denke mir gern Botschaften aus, die Gegensätze verbinden. Je krasser desto besser.
Wenn du die Chance hättest, eine große Arbeit für ein Museum anzufertigen, was würdest du gerne produzieren?
Ich glaube das wäre eine Sammlung von Vaginas. Wir Frauen werden oft ertränkt in Bildern wie Vaginas aussehen sollten und die einzigen erlaubten Repräsentanten sind rasiert und umgestaltet. Die Anzahl von Frauen und jungen Mädchen, die deswegen eine Schamlippenkorrektur machen lassen spricht Bände über unserer kulturelle Obsession mit den weiblichen Genitalien und ich würde gern eine Arbeit schaffen, die auf diesen Trend hinweist.
Was sind deine Lieblingsaccounts auf Instagram?
Ich mag andere Accounts mit Stickereien @eradura, @threadhoney und @marigoldandmars. Für ihre Druckgrafik bewundere ich @richellebergen.